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Die vier Dörfer - das Dorf

Einer Erklärung bedarf noch das Nebeneinander verschiedener Ortsnamen in den frühen Urkunden. Sie scheinen, wenn es um Wettingen geht, von vier Dörfern zu sprechen. In einer Zürcher Urkunde (?) ist die Rede von 2 Schupposen (eine Schuppose ist etwa der vierte Teil einer Hube) in Aesch, 10 Schupposen in Binz, drei Häusern, einer Scheune und einer Mühle (!) in Goldbach, 2 Schupposen in Hettenrain. Zwei kleinere Güterverzeichnisse des Klosters von 1248 und 1264 erwähnen ebenfalls Güter in Aesch, Hettenrain, Binz und Goldbach. Und nochmals begegnen wir diesen Namen (ohne Hettenrain) in dem grossen Habsburger Urbar, das im Auftrag König Albrechts I. von Burkhard von Frick zusammengestellt worden ist (1303 - 1308) und das zu den wichtigsten Quellen zur Schweizergeschichte gehört:'Ze Esche lit ein huobe ze Goltbach ouch ein huobe, der eigenschaft hoeret gegen Schennis; der giltet jewedriu 6 vierteil kernen ze vogtrehte. Ze den selben zwein dörferen und zuo dem dorfe ze Bintzen hat diu herschaft den halben teil twinges und bannes und rihtet da und anderswa in dem tal von gewonheit diup und vrevel gar'.

Von Gütern des Kloters Schänis in Aesch und Goldbach also bezieht Habsburg als Kastvogt eine richterliche Abgabe. In allen drei genannten Dörfern hingegen zieht die Herschaft Habsburg die Hälfte der im niedern Gericht ausgesprochenen Bussen ein. Bluturteile fällen die Habsburger auch anderwo im Tal, und zwar in ihrer Eigenschaft als Landgrafen im Zürichgau. (Nach 1415 ging das Blutgericht an die Eidgenossen über).

Nun zu den vier Dörfer: Binz und Aesch sind uns heute noch als Flurnamen bekannt. Aesch wird auf das mittelhochdeutsche Wort ezzisch (auch esch) zurückgeführt, das ein umzäuntes Saatfeld bezeichnete. Den Namen Goldbach dürfen wir wohl ähnlich wie Gol(d)wand an das germanische Wort gol anschliessen, das grobes Geröll bedeutet. Die Erwähnung einer Mühle legt uns nahe, den Weiler Goldbach auf Mülleren zu suchen. Hettenrain (auch Hertenrain) kann auf Herteren bezogen werden. Auf Grund der fortschreitenden Rodung wächst dann das Dorf allmählich zur Einheit zusammen; von den alten Namen erhält sich nur Aesch. In einer Urkunde von 1458 ist von den 'Dörfern Wettingen und Aesch' die Rede.

Ein Urbar der Grafschaft Baden aus dem 15. Jahrhundert gibt Aufschluss über die damalige Grösse von Wettingen: 'Zuo Wettingen, zuo Aesch und mit dem hof in der geiswisen sind diser zit viertzig hofreitinen'. Für die Zeit der Landnahme ist mit drei bis vier Häusern zu rechnen, beim Kauf durch das Kloster mögen es 15 - 20 gewesen sein (8 Meierhöfe und die Wohnstätten der Freien); um 1540 also zählte man 40 Höfe, das Urbar von 1653 spricht von deren hundert. So hat sich Wettingen während eines Jahrtausends langsam stetig entwickelt.
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